Die QCon, eine dreitägige Konferenz rund um Softwareentwicklung, fand dieses Jahr Anfang April mitten in London statt.
Rund 100 Talks über aktuelle Themen aus unserer Branche boten den 700 internationalen Teilnehmenden eine Plattform für regen Austausch. Daher haben wir uns sehr gefreut, vor Ort dabei zu sein. Als Werkstudierende bei subshell sahen wir uns dabei in der Rolle der Junior Engineers, die sich unvoreingenommen neuen Ideen stellen und mit vielen Fragen grundlegende Konzepte erschließen.
Im Bereich DevOps liegt derzeit der Fokus auf Deploymenttechniken, Monitoring und Pipelining von Workflows. Interessant ist hierbei auch die Verwendung von Feature Flags, die schnellere Releasezyklen mit geringem Risiko ermöglichen, indem neue Software-Features zur Laufzeit beliebig ein- und ausgeschaltet werden können.
Vieles steht dabei natürlich unter dem Stern der Wolke. Microservices und deren “Observability” in der Cloud in performance-hungrigen Lagen wie etwa der Black Friday für den Onlineshop-Dienstleister Shopify benötigen besondere Strategien für eine gute Skalierbarkeit und geben Beispiele für die Verwendung von serverless functions. Die Rolle, die der einzelne Entwickler dabei spielt, wird im Bereich des Developer Enablement adressiert. Hierbei geht es größtenteils um Aspekte wie die Wahl der (richtigen) Tools und den Einfluss auf den agilen Entwicklungsprozess vom Konzept bis hin zum Betrieb von Software. Machine Learning unterstützt diese Entwicklung bereits auf vielen Ebenen. Besonders interessant, aber ebenfalls diskutabel ist die KI-basierte Generierung von JUnit-Tests inklusive Mocking. Auch die Verständlichkeit muss hier berücksichtigt werden.
Ein weiteres thematisches Highlight der QCon 2022 war der Einblick in die hochperformante Programmiersprache Rust im Zusammenspiel mit WebAssembly-Kompilierung, deren Nutzung auch außerhalb des Browsers möglich ist. Besonders spannend ist hier, dass es einfache Lösungen gibt, z.B. besonders performancekritische Code-Abschnitte eines Java-Programms mit Rust bzw. WebAssembly auszuführen. Dieses Thema könnte auch für den Einsatz bei subshell interessant werden.
Neben der klugen Auswahl der Themen ist für eine gelungene Konferenz auch wichtig, wie diese präsentiert werden. Als Studierende wissen wir, dass auch ein interessantes Thema bei einer schwachen Präsentation weniger spannend wird – und umgekehrt kann auch ein wenig gehaltvoller oder redundanter Inhalt unterhaltsam vorgestellt werden.
Um es vorweg zu nehmen: Die Qualität der Talks war wirklich gut – sowohl, was die Inhalte als auch die Präsentationen anging. Von den etwa 25 Talks, die wir insgesamt gehört haben, wurden wir nur von zweien enttäuscht und von vielen eher noch positiv überrascht. Dabei wurden die Themen mit ganz unterschiedlichem Tiefgang präsentiert: Manchmal wurden ganz allgemeine Paradigmen, Denkweisen oder Architekturen vorgestellt, etwa wie man ein Projekt ganz ohne konventionelles Logging aufsetzt und stattdessen nur Event-Tracing verwendet. Andere Talks waren dagegen "Deep Dives" in ganz spezifische Probleme, z.B. eine Code-Demo, in der eigener Rust Code als Bibliothek in Python zur Verfügung gestellt wurde.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Speaker auf der QCon überwiegend selbst Software-Entwickler und -Architekten sind, die aus ihren eigenen Erfahrungen und Projekten berichten. So hatte man das Gefühl, immer auf Augenhöhe und nicht Teil einer Marketingveranstaltung zu sein, von den Sponsored Talks einmal abgesehen.
Natürlich hat sich für uns als Junior-Entwickler vor der Konferenz die große Frage gestellt, wie anspruchsvoll die Talks denn wohl sein würden. Glücklicherweise konnten wir den Vorträgen gut folgen und fremde Begriffe schnell mit Hilfe von Google einordnen.
Natürlich haben wir auch brav unsere Notizen gepflegt, sodass wir nicht nur die Kernaussagen der Vorträge mitgenommen, sondern auch eine lange Liste an interessanten Tools mit nach Hamburg gebracht haben, die wir uns beispielsweise bei einem Lab Day einmal genauer anschauen werden.
Man kann von einem Besuch der QCon eine Menge mitnehmen. Die Inhalte sind zwar weniger handfest und lassen sich wahrscheinlich nicht direkt anwenden, aber man gewinnt einen wirklich umfangreichen Überblick über die aktuellen Trends, Technologien und Entwicklungen. Und man entwickelt einen Blick dafür, in welche Richtung sich die Branche in den nächsten Jahren bewegen könnte. Wir haben die QCon voller Ideen verlassen. Ein Besuch macht Lust, neue Technologien oder Konzepte auszuprobieren, immer mit dem Wissen, dass es auch tatsächlich große Firmen gibt, die diese gerade für gut befunden haben.
Jedes Jahr würden wir sicherlich nicht auf die QCon gehen wollen. Aber wenn man sich in seinem Programmieralltag mal etwas festgefahren fühlt, Lust auf Neues hat und wissen möchte, womit sich gerade die großen Tech-Unternehmen beschäftigen, wird man zufrieden und voller Ideen von der QCon zurückkommen.