LeadDev Konferenz in New York
Was haben 25 Vorträge zu Themen rund um Teamkultur und -führung, technische Entscheidungen, Arbeitsmethoden und über 125 Kilometer gelaufener Fußweg gemeinsam? All das verbindet uns mit dem Besuch der diesjährigen LeadDev Konferenz in einer der größten Städte der Welt: New York City.
Am 06. und 07. April 2022 besuchten wir zum ersten Mal die LeadDev Konferenz, die neben New York auch regelmäßig an anderen Standorten wie London, San Francisco oder Berlin stattfindet und sich an Projektmanager*innen, Teamleads und allgemein Führungskräfte aus dem IT-Bereich richtet. New York hat uns nicht nur als Stadt fasziniert, sondern unser Besuch auf der LeadDev hat uns auch gezeigt, dass Softwareentwicklung und Leadership außerhalb Europas genauso funktionieren wie hier in Hamburg bei subshell. Nicht nur die vorgestellten Methoden und Techniken sind uns sehr bekannt, sondern auch die vielen angesprochenen Herausforderungen und Probleme, welche unsere Branche und die darin arbeitenden Teams beschäftigen.
“Start with baking a cupcake, not a wedding cake” (Sebastian Duque)
ist nur einer von vielen Ratschlägen, die wir aus New York mitgenommen haben.
David Yee, Vice President of Engineering bei der New York Times, hat uns als Gastgeber souverän durch die zwei Konferenztage begleitet. Die Referent*innen kamen aus den verschiedensten Bereichen der IT und waren u.a. für namhafte Unternehmen wie Netflix, Spotify oder GitHub tätig. Es fällt uns schwer, die Vielzahl der sehr inspirierenden Vorträge zusammenzufassen. Daher möchten wir ein paar Beiträge hervorheben, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind.
Denise Yu, Senior Engineering Manager bei GitHub, hat uns mit ihrem Vortrag “Level up your code reviews” und über 200 Folien mit selbst gezeichneten Illustrationen in Erstaunen versetzt. Sie ging auf die Zurückhaltung neuer Entwickler*innen bei Code Reviews ein und zeigte, wie diese auch mit wenig Erfahrung einen wichtigen Beitrag leisten können. Neben vielen Ideen, wie man sich bei Reviews konstruktiv einbringen kann, ist vor allem eine Erkenntnis hängen geblieben: Gutes Feedback wird im Wesentlichen durch Diversität in einem Team erreicht. Personen, die neue Sichtweisen und möglicherweise auch ein anderes Code-Verständnis mitbringen, sind genauso wertvoll für die Zusammenarbeit innerhalb eines Entwicklungsteams wie Menschen, die über mehrere Jahre Berufserfahrung verfügen.
Loved this talk from @Geek_Manager - we should be so lucky if our software lasts long enough to become legacy code that people still use in future years! #LeadDevNewYork https://t.co/1cyj7mUbqGDenise Yu | 07.04.22
Der Vortrag “Software estimation - embracing nuance and controlled chaos” von Karl Sandford, Software Engineering Manager bei Simon Data, war vor allem für uns Projektmanager*innen sehr relevant. Mit “We are all bad at estimation” vermittelte er uns gleich zu Beginn seines Vortrags, dass das Schätzen von Aufwänden keine leichte Aufgabe ist und Schätzungen nicht mit Commitments (bindenden Zusagen) zu verwechseln sind. Mit Tipps und Techniken gelingt es, die Schätzungen zu optimieren: Mit Zahlenbereichen, die Spielraum für Unsicherheiten, unvorhersehbare Anforderungen oder schlicht falsche Einschätzungen des Arbeitsumfangs erlauben, können beispielsweise realistischere Bewertungen erfolgen. Auch uns sehr bekannte Techniken wie der Einsatz von Maßeinheiten (z.B. Story Points oder T-Shirt-Größen) oder das Aufzählen von kleinen Teilaspekten eines größeren Features (z.B. Buttons in einer Anwendung oder Felder in einer Datenbank) können helfen, die Ungewissheit in Schätzungen zu minimieren. Trotz aller Bemühungen bleibt natürlich immer ein Restrisiko, denn wie wir gelernt haben, sind Menschen einfach nicht gut im Schätzen.
Einen weiteren Vortrag, den wir hier erwähnen möchten, ist der von Marek Kiszkis, Senior Software Engineer bei Netflix. Mit “Sunsetting legacy systems: a story by Netflix” sprach er ein Thema an, das uns aktuell auch bei subshell beschäftigt. Jeder kennt sie: Die Technologie, die schon längst hätte abgelöst werden müssen, aber trotzdem immer noch im Einsatz ist. Bei uns ist das die Datenbanktechnologie JCR (Java Content Repository), welche eine elementare Funktion in unserem Sophora CMS hat und künftig durch PostgreSQL abgelöst werden soll. Mit dem sogenannten Strangler Fig Pattern hat uns Marek Kiszkis einen geschickten, von der Natur abgeschauten Ansatz vorgestellt, der darauf abzielt, ein Legacy-System durch die schrittweise Ersetzung von Funktionalitäten vollständig abzuschaffen.
Ebenfalls einprägsam blieb zu guter Letzt der Vortrag “Corpse Party Bugs” von Danielle Leong, Former Director of Engineering bei GitHub, welcher sich zur Überraschung aller als kurzer Abstecher in die Forensische Entomologie erwies. Hier war ausnahmsweise nicht Softwareentwicklung im Fokus, sondern vielmehr wurde beschrieben, wie die verschiedenen Zersetzungsprozesse nach dem Tod aussehen und wie diese mit Hilfe von Insekten genau bestimmt werden können. Ein perfekter Einstieg nach der Mittagspause! 😄
In all my years of giving my “Corpse Party Bugs” talk, no one has ever caught the joke at the end (which is a picture of a true bug instead of an insect) UNTIL TODAY. Thanks for making my day and nerding out on entomology, Joe 😂🐛 #LeadDevNewYork https://t.co/EeKHUhQjMvDanielle Leong | 07.04.22
Insgesamt hat uns die LeadDev sehr gut gefallen. An beiden Konferenztagen gab es abwechslungsreiche Vorträge, deren Länge optimal aufeinander abgestimmt war. Vor, zwischen und nach den Vorträgen wurde Raum für Networking geschaffen.
Dabei stellte sich auch heraus, dass wir nicht die einzigen Gäste aus Deutschland waren. Sehr beeindruckt waren wir von der Live-Transkription der Vorträge. Die Untertitelung war insbesondere für das internationale Publikum sehr hilfreich.
Natürlich wollten wir uns neben dem sehr empfehlenswerten Konferenzbesuch auch von der Umgebung der LeadDev ein Bild machen. Daher kommen wir nun auf die 125 Kilometer zurück. Auch wenn uns durchaus bewusst war, dass New York ein sehr gut ausgebautes U-Bahn-Netz besitzt, haben wir uns vom guten Wetter verführen lassen und die Vielseitigkeit der Stadt zu Fuß erkundet. Bei so vielen gelaufenen Kilometern haben wir unzählige Seiten New Yorks kennenlernen dürfen. Wir werden bestimmt wieder kommen!
Mit vielen gewonnenen Eindrücken, neuen Ideen und Best Practices im Gepäck ging es zurück nach Hamburg. Wir freuen uns darauf, unsere gesammelten Erfahrungen in den subshell-Alltag zu integrieren.