Die KubeCon 2022 im spanischen Valencia.
In den vergangenen zwei Jahren konnten viele Fachkonferenzen wegen Corona leider nicht in Präsenz stattfinden und wurden oft durch Online-Events ersetzt. Doch jetzt, da die meisten Restriktionen gelockert sind und zumindest gegenwärtig die Pandemie unter Kontrolle scheint, gibt es wieder Veranstaltungen, die persönlich besucht werden können. Eine davon war die KubeCon 2022, die im Mai im spanischen Valencia stattfand. Nach dem sehr positiven Eindruck, den die KubeCon Barcelona 2019 hinterlassen hatte, entschlossen sich daher ein paar Mitglieder der Teams Korora und Weasel, die Gelegenheit zu nutzen und zur Konferenz zu reisen.
Valencia hat einen eigenen Flughafen und ist daher von Hamburg mit einem Zwischenstopp schnell und einfach zu erreichen. Zumindest theoretisch. Da wir aber eine praktische und keine theoretische Anreise hatten, gestaltete sich diese stattdessen langwierig und kompliziert. Schon der Abflug verzögerte sich, da wohl im Luftraum über Hamburg sehr viel los war und der Flughafen Zürich kurz vor dem Zwischenstopp leider wegen eines uns nicht weiter bekannten Notfalls kurzzeitig gesperrt wurde. Da es aber eine Schweizer Airline beim Anschlussflug mit der Pünktlichkeit sehr genau nahm und ohne Verspätung abflog, verpassten wir eben diesen und mussten die Reise spontan umplanen. Erfreulicherweise gab es am gleichen Tag noch eine alternative Anbindung nach Valencia mit Umstieg in Palma de Mallorca, der ausreichend später flog, sodass wir noch die Gelegenheit hatten, die zahlreichen kulinarischen Schnäppchen des Züricher Flughafens zu bestaunen. Wie groß ist eigentlich die Chance, an einem Tag gleich zweimal den Flieger zu verpassen? Obgleich wir uns diese Frage mehrmals stellten, blieb sie unbeantwortet – sowohl beim Flug nach Palma als auch beim Anschluss nach Valencia ging alles glatt. So kamen wir am sehr späten Abend vom Fliegen gerädert in unserem Hotel in Valencia an.
Die KubeCon 2022 fand als Hybrid-Konferenz statt. D.h. neben den Talks, die „in person“ stattfanden, gab es auch „virtual“ Talks, die nur online besucht werden konnten. Aber da wir vor Ort waren, besuchten wir natürlich bevorzugt die „in person“-Veranstaltungen. Abgesehen davon gab es auf der Konferenz aber auch den Messe-Teil, sprich die Hallen, in denen Aussteller ihre Produkte und Lösungen rund um Kubernetes vorstellten und mit denen wir uns direkt austauschen konnten. Außerdem waren wir vor Ort auf der Konferenz und konnten uns darauf fokussieren: Bei den Online-KubeCons der vergangenen Jahre war es immer so gewesen, dass man sich letztlich doch nicht so viele Vorträge anhörte, weil man nebenbei dem regulären Arbeitsalltag nachgegangen ist. Die Vorträge selbst sind mittlerweile auch bei YouTube verfügbar.
Wir hatten uns im Vorfeld unabhängig voneinander darüber informiert, zu welchen Talks wir gehen wollten. Schließlich saßen wir aber doch fast immer in den gleichen Veranstaltungen, da sehr viele Talks inhaltlich in Nischen angesiedelt waren, mit denen wir kaum Berührungspunkte hatten. Außerdem gab es leider einige Vorträge, die so überfüllt waren, dass wir nicht mehr teilnehmen konnten. Vor drei Jahren in Barcelona hatte das noch besser funktioniert. Dennoch gab es natürlich etliche interessante Vorträge: Beispielsweise berichtete Aaron Alpar in einem sehr technischen Vortrag, mit welchen gewieften Tricks “Ephemeral Container” funktionieren, die dann zum Debugging in Kubernetes genutzt werden. Dieser Vortrag war somit nicht nur inhaltlich interessant, sondern auch praxisrelevant, da wir direkt potentielle Anwendungsfälle bei uns und unseren Kunden sahen. Überdies gab es sehr viele Vorträge, die sich im weiteren Sinne um die Open Source Community drehten. Die reichten von etwas übertriebener Selbstbeweihräucherung bis zu einem sehr guten Talk von John McBride, der darüber berichtete, wie er zum einzigen Maintainer von Cobra wurde, einem sehr weit verbreiteten Projekt, und welche Risiken das eigentlich nach sich zieht.
Zwischen den Vorträgen gab es natürlich auch wohlverdiente Pausen. Dazu gehörte ein großer Pausenblock um die Mittagsstunde, zu welchem dann alle Teilnehmer gleichzeitig gingen, weswegen es gerade bei der Mittagsausgabe zu kolossalen Schlangen kam. Überdies war der Kaffee in den Koffeinversorgungspausen ein ziemlich übles Gebrüh. Besonders mies war das halbkalte Kaffeesatzkonzentrat, welches uns am Donnerstag gereicht wurde: Wenn der Kaffee einfach schwarz bleibt, selbst wenn man Milch dazu gibt, dann ist der wahrscheinlich zu stark und bitter. Es mag kleinlich wirken, sich darüber zu echauffieren und wahrscheinlich ist es das auch, aber offenbar war das Feedback zum Kaffee so schlecht, dass sich die Organisatoren schon während der Konferenz um eine offizielle Entschuldigungsmail bemühten.
Ebenso wie in Barcelona gab es eine große All-Attendee Party am vorletzten Konferenztag auf einem eigens dafür gemieteten Gelände. In Valencia fand dies im Masía Aldamar statt. Dabei handelt es sich um ein Gut mit Weinkeller und sehr vielen Orangenbäumen darum herum. Masía Aldamar ist tatsächlich sehr ansehnlich und ein gelungenes Veranstaltungsgelände – für ungefähr ein Viertel der Leute, die bei der Party anwesend waren. Außerdem war den Veranstaltern leider nicht bekannt, was vegetarisches Essen ist. Auch wenn das Potential sicherlich da war: Mit der All-Attendee Party im Poble Espanyol in Barcelona war das leider nicht vergleichbar.
Neben dem Besuch der offiziellen Veranstaltungen gab es zum Feierabend die Möglichkeit, Valencia zu besichtigen. Valencia ist eine Hafenstadt mit historischem Zentrum, einer großen Universität, Stränden und einem modernen Kultur- und Wissenschaftskomplex. Das Zentrum selbst ist zweifelsfrei sehenswert, ist es doch von viel gut erhaltener historischer Architektur geprägt. Mit den öffentlichen Transportmitteln durch die Stadt zu fahren, erschien uns aber sehr langwierig und umständlich, sofern wir nicht direkt entlang der U-Bahn-Linien unterwegs waren. So kam es, dass wir auf komplizierte Bus- und U-Bahnkombinationen verzichteten und längere Fußmärsche durch die Stadt machten. Außerhalb des Zentrums aber ist Valencia zumeist kein besonders spannender Anblick. Da hatten wir die Spaziergänge durch Barcelona in besserer Erinnerung.
Wenngleich also die KubeCon 2022 Valencia nicht ganz an den – zugegebenermaßen nur schwer zu überbietenden - Vorgänger von 2019 heranreichte, so überwiegt dennoch der positive Gesamteindruck.