Konrad über Konzeptmeetings.
Anfang des 20. Jahrhunderts revolutionierten einige Entdeckungen und daran anschließende Überlegungen die Physik. In diese Kategorie fällt ohne Zweifel auch die Entdeckung des Planckschen Wirkungsquantums. Es handelt sich dabei um eine Naturkonstante, mit welcher die maximale Exaktheit der Bestimmung zweier unterschiedlicher Eigenschaften ein und desselben Objekts beschrieben werden kann.
Als exemplarisches Beispiel dafür kann die experimentelle Bestimmung von Ort und Impuls eines Elektrons gelten.
Je exakter man in einem Experiment versucht, den Impuls eines Elektrons zu bestimmen, desto weniger exakt kann man zwangsläufig dessen exakte Position bestimmen.
Dabei ist es von fundamentaler Bedeutung, dass diese nur näherungsweise Bestimmung des Ortes nicht etwa auf eine schludrige Durchführung des Experiments zurückzuführen ist, die man dem Experimentator ankreiden könnte. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein natürliches, völlig unumgängliches Phänomen, welches verhindert, dass beides gleichzeitig beliebig exakt ermittelt werden kann.
Im Grunde müsste einem dieser Umstand regelrecht bestürzend erscheinen, wenn er nicht so unvorstellbar und die Materie nicht so komplex wäre.
Uns bei subshell ist es aber in zahlreichen praktischen Versuchen gelungen, einen nahezu identischen Effekt in sehr viel greifbareren Situationen empirisch zu belegen. Die Versuchsanordnung dafür nennt sich Konzept-Meeting.
Wann immer neue Funktionen oder Erweiterungen an bestehenden Komponenten vorgenommen werden müssen, treffen sich im Vorfeld ein paar fachkundige Kollegen, um die möglichen Umsetzungsideen abzuwägen und genau zu diskutieren.
Dies gebietet natürlich ein Höchstmaß an Konzentration, um zu möglichst durchdachten Konzepten zu kommen. Selbstredend muss schriftlich fixiert werden, was diskutiert wird.
Diese Aufgabe kommt einem der Teilnehmer des Meetings zu, der daher all die präzisen Gedanken direkt in unserem Ticketsystem mitprotokolliert.
Dabei schlägt das Wirkungsquantum zu: Je genauer der Protokollant versucht, die Gedanken zu verschriftlichen, desto weniger ist es ihm möglich, das exakt nach den Regeln der Rechtschreibung zu tun.
Dabei kann jeder, der in einem solchen Meeting schon einmal mitschreiben musste, sofort bestätigen, dass einem die Orthographie keine auffälligen Schwierigkeiten bereitet, wenn man in einem weniger inhaltlich fokussierten Rahmen schreibt.
Mit dem Inhalt und der Form muss es sich wohl so verhalten, wie mit Impuls und Ort eines Elektrons: Je exakter man das eine bestimmt, desto undefinierter wird zwangsläufig das andere.
Da die Existenz des orthographischen Wirkungsquantums in unzähligen Konzept-Meetings belegt werden konnte, schlage ich daher vor, dass in dazugehörigen Protokollen folgende Unschärfen legitim sein sollten:
Diese Liste repräsentiert nur den gegenwärtigen Stand unserer Forschung. Wir werden sicherlich in zahlreichen noch kommenden Konzepten darauf achten, wie es sich mit anderen Details – beispielsweise Kommata – verhält.