In der Corona-Zeit sind die meisten Angestellten im Home Office und Meetings finden fast nur noch via Webcam statt. Das Problem ist nur, dass der Webcam-Markt darauf nicht vorbereitet war.
In der Corona-Zeit sind die meisten Angestellten im Home Office und Meetings finden fast nur noch via Webcam statt. Das Problem ist nur, dass der Webcam-Markt darauf nicht vorbereitet war.
Auf der Suche nach Alternativen habe ich mein altes noch funktionierendes Motorola Smartphone mit Android aus der Technik-Kiste hervorgeholt. Dieses mit der Modellnummer XT910 und der Android-Version 4.1.2 hat zwar schon einige Jahre hinter sich, jedoch funktioniert die Kamera noch sehr gut.
Für ein solches Handy gibt es nicht mehr viele kompatible Apps, jedoch habe ich mit der App "IP Webcam" einen guten Fang gemacht. Diese habe ich installiert und gestartet.
Die App begrüßt einen ziemlich technisch mit vielen Einstellungsmöglichkeiten, bei denen ich den Punkt Video-Einstellungen gewählt habe, um die Videoauflösung auf 640x480 zu reduzieren. Das reicht aus, um sich deutlich zu sehen und die Datenübertragung zu schonen. Wieder zurück bei der Startseite habe ich unter Strom Management den Punkt Deaktiviere Display angehakt, um etwas Strom zu sparen.
Optional kann man im Hauptmenü unter Verbindungseinstellung > LAN/WLAN Streaming noch ein paar technische Verbindungsinformationen wie Benutzer/Passwort und den Port festlegen. Standardmäßig ist kein Login-Schutz eingestellt und der Port ist auf 8080 eingestellt.
Nun wieder im Hauptmenü ganz unten lässt sich unter dem Punkt Server starten die Webcam an- und via Android-Zurück-Button wieder ausschalten.
Zu beachten ist dabei, dass das Handy und der Computer im gleichen Netzwerk sein müssen. Sprich: Das Handy muss mit dem eigenen WLAN verbunden sein und der Computer via LAN oder WLAN.
Als Computer verwende ich einen Windows-10-Rechner. Hier benötige ich auch noch etwas Software, um die Webcam anzusprechen.
Zunächst braucht man einen funktionierenden Kamera-Adapter. Hier hatte ich zunächst das Pech, eine veraltete Version zu installieren. Diese konnte die Kamera nur einmal für Skype anbieten, schon beim zweiten Skype-Start war sie schlicht nicht mehr auszuwählen.
Kommen wir also zur funktionierenden Variante:
Wenn man nach "IP Camera Adapter Windows 10" googelt, dann findet man das Produkt "IP Camera Adapter". Davon habe ich mir zunächst die 64bit-Variante heruntergeladen. Weil es aber bei der Installation zu Fehlern kam, habe ich die 32bit-Variante ausgewählt. Damit hat es geklappt.
Nach der Installation erscheint im Startmenü von Windows der Eintrag Configure IP Camera Adapter. Wenn man dort klickt, dann erscheint ein Eigenschaften-Dialog. Dort trägt man bei Camera feed URL die URL ein, welche bei der laufenden Webcam-Android-App unten mittig auf dem Handy-Display erscheint und erweitert diese dann hinten mit /videofeed. Somit entsteht so etwas in der Form von http://192.168.178.39:8080/videofeed.
Wenn das bekannt ist, dann kann man im Eigenschaften-Dialog auf Autodetect klicken, um die Auflösung zu ermitteln. Bei mir war es dann die zuvor beim Handy eingestellte Auflösung von 640x480. Nun kann der Dialog via Übernehmen und OK geschlossen werden.
Nun kann bequem losgeskyped werden... jedoch erkennen noch nicht alle Meetingdienste (wie z.B. Google Meet) die Webcam. Um dieses zu ermöglichen, muss weitere Software installiert werden.
Hierfür habe ich das Programm ManyCam entdeckt, welches eigentlich für anderes konzipiert wurde. Nach der Installation der Software und dem Start, erkennt das Programm auomatisch die Kamera und bietet sie allen anderen ausprobierten Meetingdiensten an. Der einzige Nachteil ist, dass das eigene Kamerabild unten mittig das ManyCam-Symbol bekommt, gefolgt von manycam als Overlay. Das ist meiner Meinung nach aber verkraftbar und stört nicht wirklich.
Schließlich muss die Handy-Webcam nun noch gut platziert werden. Dafür habe ich mir zunächst eine untere Ummantelung für die Kamera aus Pappe gebastelt. Hierbei ist zu beachten, dass die Kamera dort in der richtigen Ausrichtung platziert sein muss. Ebenso sollte der Strom-Anschluss offen liegen, damit die Webcam auch längere Meetings durchhalten kann.
Danach habe ich mir den oberen Teil des Bildschirms angesehen und mit Pappe weitergearbeitet. Diese habe ich in der Form des Bildschirms ausgeschnitten, so dass sie minimal vor dem Bildschirm anliegt. Gleichzeitig sollte sie komplett auf dem und etwas hinter dem Bildschirm liegen. Nicht ganz einfach, aber das Ergebnis ist die Mühe wert!
Weiter ging's: Nach einem Prototyp habe ich dann auf dessen Basis mehrere Papp-Formen ausgeschnitten und alle mit Tesafilm zusammen geklebt. Nur wenn diese Halterung dick genug ist, wird sie auch die Ummantelung mit dem Handy gut tragen können.
Nun sind noch hinten oben ein paar senkrechte Schnitte nötig, um die Ummantelung dort festklemmen zu können. Fertig ist die Webcam!